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Besuch Airbus Helicopters

Zwei Klassen der Ausbildung zum Feinwerkmechaniker der Staatlichen Feintechnikschule Schwenningen besuchten am 23. Mai Burg Harburg in Wallenstein und Airbus Helicopters in Donauwörth. Der Vormittag gehörte der historischen Vergangenheit, der Nachmittag dem High-End-Bereich der Technik.

Der Besuch der gut erhaltenen Burg gestattete auch, die geschichtlichen Hintergründe für Redewendungen kennenzulernen wie „Holzauge sei wachsam“, „halt die Klappe“ oder „ins Gras beißen“. Ins Gras biss nämlich der Ritter, der sich wegen der Schwere seiner Rüstung, einmal vom Pferd gefallen, nicht mehr alleine erheben konnte. Auf Burg Harburg erkennt man die Sprache eindringlich als einen Speicher, über den Geschichte konserviert, anschaulich nachvollzogen und verinnerlicht werden kann.

Bekam man auf Burg Harburg eine Armbrust als optimale Waffe des Mittelalters dargelegt, geht es bei Airbus um völlig andere Technologien der Militärtechnik. Hier wird der Kampfhubschrauber Tiger, der Konkurrent zum amerikanischen Apache, gefertigt, und die Dimension des größten Hubschraubers der Welt, einer amerikanischen Sikorsky, der von Airbus gewartet wird, zeigt die Leistungskraft moderner Technologie.

Die zivilen und militärischen Drehflügler überzeugen durch Qualität und Ästhetik. Die Herstellung erfolgt durch eine Dockfertigung, hier kommen die Arbeitsgruppen zum Standort des Hubschraubers,  oder eine Fließfertigung, hier wird das Fluggerät zu den jeweiligen Arbeitsgruppen befördert. Bestechend ist die allgegenwärtige Sauberkeit bei Airbus.

Einzelarbeitsplätze gibt es nicht mehr: Nur wer teamfähig ist, hat eine Chance auf einen Arbeitsplatz. Zudem muss der BND (Bundesnachrichtendienst) einer Einstellung zustimmen.

Airbus Helicopters bildet auch aus. Wer den Abschluss schafft, erhält einen zuvor garantierten unbefristeten Arbeitsvertrag. Dies gilt auch für die künftigen Ingenieure, die mit Airbus über die Duale Hochschule ihre Ausbildung absolvieren.

Die begleitenden Lehrer, Herr Häusler (Werkstatt) und die Referendarin Frau Beha (Gymnasium), waren vom Ausbildungsmanagement überaus beeindruckt. Die Anstrengungen von Airbus ermöglichen, dass bereits 25 Prozent der Auszubildenden im mechanischen Bereich Mädchen sind. Der Manager Apprenticeship (Ausbildungsleiter) verwies ausdrücklich auf die ergonomische Ausgestaltung der Arbeits- und Ausbildungsplätze.

Für die Auszubildenden aus Schwenningen war interessant, dass Airbus Helicopters nicht nur die Noten beachtet, sondern auch, was in der Rubrik Bemerkungen eines Zeugnisses steht: Denn ohne soziale Kompetenz gibt es keinen Ausbildungsertrag.

Bei Airbus kommen neueste Werkstoffe (auch Kunststoffe) zum Einsatz, an deren Entwicklung Airbus ebenso beteiligt ist. Außerdem werden in Donauwörth auch die Passagiertüren für die Airbus-Großflugzeuge gebaut. Es ist erstaunlich, in welchem Maße Europa beachtlicher Konkurrent auf dem Weltmarkt geworden ist.

Ein Besuch bei Airbus ist nicht selbstverständlich und war für die Feintechnikschüler einer Abschlussklasse und eines 2. Ausbildungsjahres ein erlaubter Glücksfall, zumal auf dem firmeneigenen Flugplatz gerade imposante Drehflügler getestet wurden.

 

Text: Wolfgang Hauke

Bild: Johannes Feederle