Berufliche Gymnasien stellen sich im Landratsamt vor
In Gestaltungs- und Medientechnik geht es nicht nur um Photoshop, Fotografie, Webseiten oder irgendwelche Firmenlogos. Es geht nicht einfach nur um Medien und Design. Grundlage für das Verständnis gestalterischer Prozesse ist auch das Bewusstsein für rein ästhetische Werke, die pure Kunst sozusagen. Aus diesem Grund genehmigte mir die Schulleitung Ende Juli 2014 eine Befreiung, um während der letzten Unterrichtswoche ein mehrtägiges Praktikum in einer Kunstgalerie zu absolvieren.
Ein guter Freund meiner früheren Schule lebt zwischen Düsseldorf und Köln. Er ist Angestellter der sogenannten Baustellen-Galerie Solingen und war an dessen Gründung maßgeblich beteiligt. Anfang dieses Jahres machte er mir das Angebot, ihn doch mal zu besuchen, um Einsicht in das Leben eines Galeristen zu nehmen. Dank voller Unterstützung meiner Schule konnte ich diese Chance wahrnehmen und erlebte hochinteressante Tage!
Mit dem Fernbus fuhr ich nach Nordrhein-Westfalen, wo mir zunächst die Räumlichkeiten der Baustellen-Galerie vorgeführt wurden. Der Name kommt von einer Langzeitbaustelle, die sich direkt vor der Tür befindet. Da die Stadt über das Gebäude verfügt, wurde einer der Hinterräume auch zum Baustellenbüro umfunktioniert: Die Galerie wird ihrem Namen also definitiv gerecht. Ich erfuhr, wie das Geschäft mit der Kunst daraus bestehen kann, stundenlang im leeren Laden auf Kundschaft zu warten. Umso spannender wird es, wenn sich tatsächlich jemand für die ausgestellten Werke interessiert und sie vielleicht sogar kauft. Die Kunsterzeugnisse, welche teils zu vierstelligen Beträgen den Eigentümer wechseln, sind natürlich hoch versichert. Beim Verkauf winkt dem Galeristen eine Provision von bis zu 10 %.
Ich bekam das Ende einer Ausstellung des inzwischen 100-jährigen deutschen Künstlers Karl Otto Götz mit. Er gilt als größter deutscher Vertreter der abstrakten Kunst und hat gleichzeitig einen Namen als Dichter. Seine Bilder strahlen eine unglaubliche Dynamik aus, obwohl sie oft nur schwarz-weiß sind.
Dann war ich in die Vorbereitungen einer neuen Exposition zum Thema „Mediterran“ involviert. Venedig, Wasser, Sonne, Strand und alles, was sonst noch mit dem Mittelmeer zu tun hat. Die Galerie bemüht sich um große Namen der Szene, will aber ebenso lokale, unbekannte und junge Künstler fördern. So wurde mir, als Hobby-Maler, angeboten, eines Tages möglicherweise ein paar Werke auszustellen. Vielleicht zu dem Thema „Schwarzwald“, „Industriemechanik“ oder „Antiplikation der Kontramidüse“ (ein künstlerisch äußerst jungfräuliches Thema !!!!).
Timo Stosius