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Lernen in den großen Ferien?

In der Sommerschule klappt das bestens

 

08.09.2021 - von Daniela Schneider

Premiere an der Feintechnikschule: In dieser Woche findet hier zum ersten Mal ein besonderes Bildungsangebot statt – im Schulterschluss mit dem Schulamt und mit dem Bildungsbüro. 

Es ist die letzte Woche der Sommerferien. Was ist da angesagt? Schwimmbad, Eisessen oder "Chillen" mit den Freunden? Das klingt zwar sehr verlockend – aber es gibt da auch noch eine andere Option: die Sommerschule. Zu der wird man nicht etwa verdonnert, sondern sogar extra ausgewählt. Wer mitmachen darf, bereut's wohl selten, denn in der Woche wird wirklich einiges geboten. Das Bildungsangebot verbindet Lernen und Freizeit. Diesen Sommer wird es an 81 Standorten in Baden-Württemberg vorgehalten.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in Kooperation mit den jeweiligen Schulen gezielt ausgesucht. Sie können so an möglichen Defiziten in Deutsch, Mathematik sowie an den weiterführenden Schulen auch in Englisch zu arbeiten, ihre sozialen Kompetenzen stärken und dabei in ihren Ferien auch noch etwas Interessantes erleben.

An der Staatlichen Feintechnikschule in Schwenningen wird die Sommerschule aktuell zum ersten Mal angeboten – und zwar nicht etwa für die eigenen Schülerinnen und Schüler, sondern für Mädchen und Jungen aus achten und neunten Klassen anderer Schulen aus der Region. Am Montag dieser Woche stürzten sich hier zwei Schülerinnen und sechs Schüler in das kleine Abenteuer, denn schließlich kommen sie aus unterschiedlichen Ecken des Schulamtsbezirks Donaueschingen, kannten die anderen Teilnehmer vorher nicht und wussten überhaupt nicht, was denn da nun eigentlich auf sie zukommen würde.

 

Eine eigene Morsetafel

Gestern, an Tag derei der Sommerschule-Woche, war derweil von möglicher anfänglicher Nervosität keine Spur. Die Jugendlichen arbeiteten konzentriert an ihrem Projekt. „Wir bauen eine Morsetafel“, so Jürgen Ragg. Der technische Lehrer feilt in diesen Tagen in der Systemelektronik-Werkstatt in der Feintechnikschule mit den jungen Leuten am praktischen Teil der Übung, überprüft die einzelnen Schritte, die die Jugendlichen selbst vornehmen, vom Löcherbohren in den Aluträgerplatten übers Abschleifen bis hin zur Bestückung mit elektronischen Komponenten zum Beispiel.

Am Ende der Sommerschule-Woche, werden die Teilnehmer – wenn alles richtig gemacht wurde – funktionierende, von ihnen selbst gebaute Morsetasten ausprobieren können. Die sind zwar technisch nicht mehr der neueste Schrei und Morse-Telegraphie findet eigentlich nur noch im Amateurfunk Verwendung, aber um Grundlagen zu erwerben, passt das perfekt, ist Lehrer Jürgen Ragg überzeugt: „Es ist ein schöner Einstieg in die Technik.“

Am Ende sind die Geräte auch noch mittels Drahtspannung miteinander koppelbar und ermöglichen Kommunikation – spätestens dann kommt die soziale Komponente zum Tragen, die ebenfalls laut Vorgabe aus dem Kultusministerium eine Rolle spielen soll. Und weil in der Sommerschule zudem auch noch Mathematik, Deutsch und Englisch drankommen sollen, wird versucht, das alles möglichst zu verbinden. Technische Begriffe auf Englisch büffeln, Flächenberechnung für die Ausgestaltung des Werkstücks und bei der Zeichencodierung spielt ebenfalls Englisch und dann auch noch EDV eine Rolle – das macht den Jugendlichen alles mehr Spaß, wenn es auch gleich zur konkreten Anwendung kommt.

Täglich kommen sie in dieser Woche nun dafür zusammen, morgens geht es jeweils um 9.30 Uhr los, die Mittagspause wird gemeinsam verbracht und um 16 Uhr ist dann jeweils Schluss. Lehrerin Gundula Glaser, die für den Matheteil der Sommerschule zuständig ist, ist ganz begeistert von den jungen Leuten: „Die Gruppe hat sich gefunden“, freut sie sich, dass alle zusammenarbeiten, „es macht Spaß, ihnen zuzusehen.“ Die Lehrerin und auch ihr Kollege Jürgen Ragg sind sich sicher: Das Angebot an die Jugendlichen ist in gewisser Weise auch eine Werbeveranstaltung für die Feintechnikschule. Die bietet zum Beispiel in den Bereichen Systemelektronik, Feinwerkmechanik und Uhrmacherei in ihrer dreijährigen Berufsfachschule für Technik einen vollwertigen Ausbildungsabschluss bei gleichzeitiger schulischer Weiterqualifikation. Fürs neue Schuljahr sind zwar alle 25 Ausbildungsplätze belegt. Aber natürlich geht der Blick auch darüber hinaus nach vorne. Andere Möglichkeiten, sich bei den jungen Leuten zu präsentieren, kamen in der Coronazeit mehr als kurz.

 

Auch Werbung für die Schule

Umso besser also, dass es die Sommerschule gibt. Vielleicht nimmt ja die eine oder der andere die Begeisterung dieser Woche mit in die eigene Ausbildungsplanung und erinnert sich dann nochmal dran, dass es in der Schule zum Beispiel eine gute Ausstattung gibt. „In dieser Woche können sie ausprobieren, was bei uns möglich ist“, fasst Gundula Glaser zusammen.

Organisiert wird die Sommerschule übrigens im Schulterschluss mit Andreas Meßmer vom Bildungsbüro im Landratsamt und mit dem Staatlichen Schulamt in Donaueschingen, dessen Vertreterin Simone Spengler gestern ebenfalls in der Feintechnikschule vorbeischaute und sich überzeugte, dass vor Ort alles klappt. Bei der Gelegenheit berichteten die Schulrätin und Andreas Meßmer auch, dass heuer noch an drei weiteren Standorten im Schulamtsbezirk in Sommerschulen gelernt wird: am Umweltzentrum in Schwenningen mit 20 Viert- und Fünftklässlern, in Hubertshofen im Rahmen eines sogenannten Aktiv-Camps für und zudem auch noch an der Gewerbeschule Donaueschingen.

Morgen Abend gibt's für alle, die die Sommerschule dieses Mal in Schwenningen besuchen, im Beisein ihrer Eltern auch noch eine offizielle Übergabe von Teilnahmezertifikaten im Umweltzentrum – und diese Bescheinigungen machen sich dann wiederum auch wieder gut in späteren Bewerbungsmappen. „Die Abrundung und die Wertschätzung den Schülerinnen und Schülern gegenüber ist uns wichtig“, betont Bildungsbüroleiter Andreas Meßmer.

Thomas Ettwein, Leiter der Staatlichen Feintechnikschule mit Technischem Gymnasium, ist froh über die Gelegenheit, den Mädchen und Jungen zu zeigen, dass eine Ausbildung in technischen Berufen eine klasse Sache sein kann. „Technik gilt leider als nicht so attraktiv und als schwer“, ärgert er sich etwas über dieses Image, dem man mit Aktionen wie der Sommerschule, die finanziell und personell vom Land gefördert wird, etwas entgegensetzen möchte. Er jedenfalls könnte sich eine erneute Auflage im nächsten Jahr durchaus vorstellen: „Wir würden uns freuen, wenn wir das ausbauen und verstetigen können.“

 

Quelle: https://www.nq-online.de/index.php?kat=50&artikel=112069593&red=16

 

September 2021