Berufliche Gymnasien stellen sich im Landratsamt vor
VS-Schwenningen. Die staatliche Feintechnikschule in Schwenningen gilt als eine Art Kaderschmiede für die Wirtschaftsbetriebe in der Region. In diesem Jahr streben 66 Schüler den Abschluss als staatlich geprüften Techniker an. Jetzt stehen ihre Technikerarbeiten auf dem Prüfstand.
Ziel dieser Arbeiten ist es, vorhandene Prozesse oder Produkte in der Industrie zu verbessern, oder eben ganz neue zu entwickeln. Meist absolvieren die Schüler das Projekt als Teil ihres praktischen Unterrichts in regionalen Firmen. "Vor zwei Jahren hatten wir zum Beispiel einen Schüler, der ein Instrument des Zahnarztes so optimiert hat, dass es beidseitig, also auch mit der Rückseite verwendet werden kann", sagt Paul-Thomas Weich, Abteilungsleiter des Bereichs Techniker/Meister an der Feintechnikschule. Daraus ergebe sich regelrecht ein Innovationsschub für die lokale Wirtschaft, immer werde für diese Produkte ein Patent angemeldet.
Die Prüflinge sind etwa zwischen 22 und 50 Jahre alt, mindestens drei Jahre müssen sie in Betrieben angestellt gewesen sein, um an der Feintechnikschule lernen zu dürfen. Bis Freitag noch präsentieren sie nun nacheinander jeweils zehn Minuten lang ihre Arbeiten, für die sie teils länger als ein Jahr gewerkelt, geforscht und gefeilt haben. Ihre Abschlussnote ergibt sich dann aus der Präsentation, einer wissenschaftlichen Arbeit zur Technikerarbeit sowie weiteren Prüfungen.
Nicht selten würden die Unternehmen dank der Arbeit der Feintechnikschüler sechsstellige Beträge einsparen, erklärt Paul-Thomas Weich, immer wieder würden sie mit Themenvorschlägen an die Schule herantreten. Die Arbeiten gehen tief ins Detail, die Vielfalt der Themen ist grenzenlos: Mit Johannes Troll und Dominik Siebler entwickelten zwei Schüler beispielsweise eine veraltete Abwasseraufbereitungsanlage der Firma Sto weiter. 1200 Stunden investierten beide gemeinsam, die neue Anlage habe einen Wert von mehr als 20 000 Euro, schätzt Paul-Thomas Weich. Stefano Berchicci richtete eine Prüfstelle ein, an der alle Lichttechnik-Produkte der Herbert Waldmann GmbH mithilfe einer Kamera auf Helligkeit, Lichtstärke und Farbe überprüft werden. Monja Burger erstellte am Computer ein Programm, das dazu dient, dass Produktionsfehler in einer Firma kein zweites Mal passieren. "Einmal kann so ein Fehler vorkommen, ein zweites Mal aber wäre natürlich ärgerlich", sagt sie. Dank des Konzepts kann diesen neuerlichen Fehlern vorgebeugt werden – einsetzen kann man es in allerlei Branchen.
Nach der Notenbekanntgabe am Freitag endet für die Absolventen eine zwei- (Vollzeit) beziehungsweise vierjährige (Teilzeit) Ausbildung. Über die Zukunft dürften sich die dann staatliche geprüften Techniker, die auch die Fachhochschulreife erlangen, im Normallfall keine Sorgen machen müssen, meint Weich: "Unser Ziel ist es, mit der universellen Ausbildung eierlegende Wollmichsäue zu formen. Denn das ist es, was die Industrie braucht. Wenn überhaupt, sind unsere Schüler nur kurz arbeitslos."
Quelle: Schwarzwälder Bote vom 23.06.2015
Text/Bild: Andreas Hennings
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