Titel Stanze

Tag für Tag ein Zeitungs-Turm

Denis Wormsbecher, der größte Schüler, vor der Druckmaschine
Michael Repp signalisiert, wieviel er dazulernt
Joachim Enderle vor dem Modell des Druckzentrums

Schwenninger Gymnasiasten besuchten das Druckzentrum Südwest Auf Herdenen

 

Was ärgern sich die Leute doch immer, wenn die Zeitung nicht spätestens um Punkt sechs Uhr fein säuberlich im Briefkasten steckt oder der Zusteller einem womöglich statt des heiß geliebten „Schwarzwälder Botens“ ein Konkurrenzblatt unterjubelt.

„Es kann doch nicht so schwer sein, eine Zeitung zuverlässig zu liefern“, dürfte auch die Meinung vieler Schülerinnen und Schüler gewesen sein, bevor sie das moderne Druckzentrum betraten, um von Anke Rettenmeier durch den Gebäudekomplex geführt zu werden.

Von den zahlreichen schulterhohen Papierrollen bis zur druckfrischen Zeitung sind mehr Produktionsschritte notwendig, als man vermuten könnte. Wem die Geschwindigkeit des häuslichen Druckers vertraut ist, wird schwindlig, wenn er die Zeitungen durch die hallengroße Maschine an sich vorbei rasen sieht. Der beim Drucken, Schneiden und Falten erzeugte Lärm ist auf Dauer nur mit Ohrschutz zu ertragen. Dieser wird durch viele blau-weiße Schilder gefordert. Der Eindruck, welchen die Achterbahnfahrt von Hunderten an der Decke fliegenden Zeitungen erweckt, war mindestens ebenso spannend wie die Tatsache, dass die gewaltige Druckmaschine auf einem eigens gegossenen Betonfundament steht, das wiederum auf einem Felssockel ruht. Dies dämpft die Vibrationen der Maschine. Die Wände sind nur drumherum gebaut, damit die Schwingungen das Gebäude nicht zittern, wackeln und einstürzen lassen.

Danach hatten wir die Möglichkeit, mit Joachim Enderle zu sprechen, der einer der Verantwortlichen für die Logistik ist. Wenn alles immer einwandfrei funktionieren würde, hätte er nichts zu tun. Doch da die Zeitung durch viele Fahrzeuge und Hände geht und über ein riesiges Gebiet verteilt werden muss, bis sie beim Kunden im Briefkasten landet, kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. So wird etwa schon mal ein Stapel Zeitungen in der Druckerei vergessen oder ein Stapel an der falschen Stelle abgeladen. Joachim Enderle hat bei einer solchen Panne nicht selten 40 Anrufe von ungeduldigen Zeitungsabonnenten zu bewältigen, die verzweifelt auf ihre Zeitung warten. Für den Unmut bringt er volles Verständnis auf, schließlich hätten die Kunden recht viel Geld bezahlt und er möchte seine Zeitung auch beim Frühstück auf dem Tisch haben. Wenn ihm und seinen Kollegen ein reibungsloser Ablauf gelingt, gibt es keine Rückmeldungen. Aber wehe, es geht was schief… dann kann er sich über mangelnde Rückmeldung nicht beklagen. Wenngleich seine Arbeit diese unerfreulichen Begleiterscheinungen aufweist, erfüllt sie ihn und macht ihn, wie er sagte, „stolz“.

Zum Abschluss bekamen die jugendlichen Gäste und deren Lehrer Clemens Kleijn auch noch eine Tüte mit schönen Gaben, wie einem Notizblock, einem Kugelschreiber, etwas zum Naschen und einem Lineal geschenkt. Mit Letzterem haben wir abgemessen, dass sich bei jedem von uns während des vierwöchigen ZiSch-Projektes ein Zeitungsstapel von 13 Zentimetern Höhe aufgetürmt hat, ohne Prospekte... Eine kleine Überschlagsrechnung veranschaulicht die anfangs erwähnten logistischen Probleme beim Zustellen vieler Zeitungen: Legte man die 85 Tausend Zeitungen, die Tag für Tag im Druckzentrum gedruckt werden, auf einen Stapel (immer schön wie die Verpackungsfachleute alle zehn Zeitungen die Falzrichtung wechselnd, damit der Stapel nicht schief wird), so bekäme man einen Turm von 382 Metern Höhe. Daneben nähme sich der Rottweiler Fahrstuhl-Turm mit seinen 246 oberirdischen Metern geradezu bescheiden aus…

 

(Den Artikel schrieben Simon Hedderich und Moritz Kramer, Schüler in einer Gestaltungs- und Medientechnikklasse der Feintechnikschule in Schwenningen.)