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Qualität aus dem Schwarzwald

Die ehemaligen Feintechnikschüler und einige Lehrer besichtigen die Weinmanufaktur in Gengenbach

VEFS-Ausflug nach Hornberg und Gengenbach

 

Ende November fand der traditionelle Ausflug des Vereins ehemaliger Feintechnikschüler (VEFS) statt. Auf dem Programm stand ein Besuch der Firma Kammerer Gewindetechnik in Niederwasser bei Hornberg. Das Unternehmen liegt zwischen Schwarzwaldhäusern in einem eher beschaulichen Schwarzwaldtal, wo niemand einen Hochtechnologie-Betrieb vermutet. Begrüßt wurde die Gruppe vom Geschäftsführer Peter Kammerer. Das Unternehmen sei ein 1938 aus der Uhrenindustrie heraus entstandenes Familienunternehmen, der Gründer ein Uhrmachermeister. Seit 1962 werden Gewindespindeln produziert. 2002 zog das Unternehmen von Triberg nach Hornberg-Niederwasser, weil man endlich auf einer Ebene produzieren wollte. 2006 wurden die Automotive-Sparte und die Industriesparte räumlich getrennt. Das Unternehmen beschäftigt heute 185 Mitarbeiter überwiegend aus der näheren Umgebung, hat weltweit ca. 300 Kunden in den unterschiedlichsten Branchen und bildet 12 Lehrlinge aus, überwiegend Zerspanungsmechaniker.

Anschließend wurde die Besuchergruppe, aufgeteilt in vier Kleingruppen, durch den Betrieb geführt. Das Unternehmen produziert ausschließlich Spindelgewinde und zugehörige Muttern, dies aber in allen Größenordnungen, und selbstverständlich auch in allen Losgrößen für viele ganz unterschiedliche Branchen. Wichtig ist es für Kammerer, eng mit den Kunden zusammenzuarbeiten und deren besondere Anforderungen und Probleme zu lösen. Da geht es um Spindeln für die chinesische Bahn, Spindeln für die Hinterachs-Lenkung, Spindeln für Sitz- und Lenkradverstellung, Kammerer stellt Kugelgewinde im Durchmesser von 4 bis 160 mm und Spindellängen bis zu 15 Metern her.

Gerade die Autoindustrie verlangt hohe Qualität und eine möglichst saubere Fertigung, was bei Zerspanungsprozessen eine echte Herausforderung darstellt.

Nach drei Stunden verabschiedeten sich die Besucher, nachdem sie unterschiedlichste Zerspanungstechnologien kennengelernt hatten und feststellen konnten, dass kaum ein Auto ohne die Spindeln aus Hornberg auskommt.

Anschließend ging‘s nach Gengenbach in die Weinmanufaktur der Winzergenossenschaft. Bei der Besichtigung der riesigen stählernen Weintanks und der vollautomatischen Abfüllanlage, die außerdem sämtliche Aufkleber auf den Flaschen befestigt, drängte sich der Vergleich zum Industrieunternehmen regelrecht auf. Eindrücke, die im völligen Kontrast zu den in der Werbung üblichen Bildern von idyllischen Weinbergen stehen. Und in der anschließenden Weinprobe mit Schwarzwälder Vesper diskutierten die Teilnehmer darüber, dass auch die Produktion von edlem Wein und Sekt ohne innovative technische Anlagen heute kaum noch möglich ist.

 

Text: Dr. Annemarie Conradt-Mach
Bild: Marc Fehrenbacher

November 2019