Berufliche Gymnasien stellen sich im Landratsamt vor
VS-Schwenningen. Eines Tages sein eigener Chef sein: Davon träumen viele junge Menschen. Die Staatliche Feintechnikschule unterstützt ihre Meisterschüler bei diesem Traum und stellt ihnen beim "Tag der Selbstständigkeit" fachkundige Hilfe zur Seite. Der Traum vom eigenen Unternehmen beginnt mit einer Vision. Wo möchte ich in einigen Jahren stehen, was will ich bis dahin erreicht haben? Und vor allem: Wie komme ich da hin? Alles Fragen, die für junge Menschen um die 20 nicht leicht zu beantworten sind. Auch die 39 Meisterschüler der Staatlichen Feintechnikschule (zwölf Uhrmacher- und 27 Industriemeister) müssen sich früher oder später mit diesen Fragen auseinandersetzen, wenn sie ihr Handwerk irgendwann eigenverantwortlich ausüben wollen.
Gestern, beim inzwischen siebten "Tag der Selbstständigkeit", konnten sie sich ganz diesem Thema widmen, mehr darüber erfahren und Fragen stellen. Fünf externe Referenten waren geladen und boten Einblicke in die vielfältigen Bereiche der Selbstständigkeit. "Noch vor einigen Jahren gab es in Furtwangen die höchste Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg, bis die Fachhochschule gegründet wurde und das Thema Selbstständigkeit aufs Tapet brachte", beschreibt Paul-Thomas Weich, Abteilungsleiter des Bereichs Erwachsenenbildung an der Feintechnikschule. Er hat den Tag der Selbstständigkeit vor sieben Jahren ins Leben gerufen, denn er ist überzeugt: Gut ausgebildete Fachkräfte und Meister schaffen Arbeitsplätze in der Region, indem sie ihre eigenen Unternehmen gründen.
"Wir wollen unseren Schülern Ratschläge mit auf dem Weg geben", erläutert Weich. "Um eine Firma zu gründen, braucht man nicht nur finanziellen und familiären Rückhalt, sondern auch gute Ideen und Biss." Um den Schülern Infos aus erster Hand zu bieten, hat die Schule nicht nur Referenten von der Handwerkskammer Konstanz eingeladen, die die "Basics" einer Unternehmensgründung wie Finanzen, Gründungsformalitäten oder Kundenakquise erläuterten, sondern auch zwei erfolgreiche Firmeneigentümer, die von ihren persönlichen Erfahrungen berichteten: den Unternehmer Lothar Bertsche, der in Brigachtal diverse Dienstleistungen im Metallgewerbe anbietet, sowie die gelernte Uhrmacherin Ulrike Stauss, die in Rottweil ein Juweliergeschäft betreibt. Sie gewährten den Schülern einen Einblick in ihren spannenden, nicht immer leichten Berufsalltag, erzählten von ihrem Werdegang und gaben Tipps, worauf man als Selbstständiger achten muss und wo Stolperfallen lauern. Stauss hat beispielsweise selbst die Feintechnikschule besucht und machte 1988 ihren Abschluss. Nach einigen Jahren als Verkaufsberaterin und Filialleiterin für einen namhaften Schmuckhersteller übernahm sie das Schmuckgeschäft ihrer Eltern in Rottweil. "Wenn Sie erwägen sollten, gemeinsam mit Ihrem Bruder oder Ihrer Schwester ein Unternehmen zu leiten, sollten Sie in jedem Fall rechtlich getrennt agieren – sonst kommen Sie sich irgendwann in die Wolle", riet sie und gab auch den Tipp, genug Umsatz in Werbemaßnahmen zu investieren. Gleichzeitig machte sie Mut: "Selbstständig zu sein ist etwas Wunderbares. Man kann seine Kreativität ausleben, es macht viel Spaß, man kann andere Leute begeistern. Alles in allem ist es eine tolle Sache."
Laut Paul-Thomas Weich ist die Resonanz auf den Tag der Selbstständigkeit Jahr für Jahr "hervorragend". So gesehen, dürfen sich die Meisterschüler aller Voraussicht nach auch im kommenden Jahr darauf freuen – und davon profitieren.
Text: Alicja Bienger
Quelle: Schwarzwälder-Bote