Berufliche Gymnasien stellen sich im Landratsamt vor
Das Technische Gymnasium (TG) wird 50 Jahre alt. Am Freitag, 20. Oktober, und am Samstag, 21. Oktober, wird Geburtstag gefeiert.
VS-Schwenningen. Kultusministerin Susanne Eisenmann wird am Freitag die Festrede halten. Die geladenen Gäste, darunter Landrat Sven Hinterseh und seine beiden Vorgänger Karl Heim und Rainer Gutknecht als Vertreter des Schulträgers seit 50 Jahren sowie Oberbürgermeister Rupert Kubon, werden am Freitagvormittag den offiziellen Festakt bestreiten.
Am Samstag, 21. Oktober, treffen sich ehemalige Schüler und Lehrer von 14 bis 16 Uhr an ihrer alten Schule und tauschen Erinnerungen aus. Ein Schulfest mit allen 600 Schülern und 65 Lehrkräften der Staatlichen Feintechnikschule mit Technischem Gymnasium ist für das Frühjahr 2018 geplant.
Zu Beginn der 1960er-Jahre zeichneten sich in der Schwenninger Feintechnikschule Veränderungen ab. Mit der Aufnahme der Technikerausbildung im Frühjahr 1957 verlagerte sich der Schwerpunkt weg von den eher praktischen hin zu mehr theoretischen Elementen der beruflichen Bildung. "Die Anforderungen in den an der Feintechnikschule vertretenen Berufen hatten sich grundlegend geändert", schreibt Mitbegründer und Lehrer der ersten Stunden, Helmut Frommer (1932 bis 2016), in der Festschrift. Die Bedienung der immer stärker spezialisierten Maschinen und ihr sachgemäßer Einsatz sind wichtiger geworden als die eigentliche manuelle Geschicklichkeit. Damit setzte sich in der Bildungspolitik die Auffassung durch, dass es auch im technischen Bereich einen Bildungsweg geben müsse, der direkt zur Hochschulreife führe und damit zu einem weiterführenden Studium befähige.
"Die Feintechnikschule mit ihrer technischen Ausstattung und dem fachlich kompetenten Kollegium war nach unserer Meinung in der Lage, eine gymnasiale Oberstufe anzubieten", schreibt Frommer. Er wandte sich mit dem Vorschlag an das Kultusministerium, das ihn im Frühjahr 1966 zusammen mit den Direktoren der Technischen Oberschulen in Freiburg und Stuttgart dann auch einlud, um gemeinsam die Idee eines Technischen Gymnasiums zu prüfen.
Das erfreuliche Ergebnis: Am 1. August 1967 wurde die neue Schulart an allen drei Orten eingeführt. Sie startete mit dem Ziel, den Schülern "gründliches handwerkliches Können, fundiertes Fachwissen und eine solide Allgemeinbildung" mitzugeben. Die Bedeutung der mit neuem Werkstatt- und einen Verwaltungsbau sowie hochmodernen Lehrsälen für Physik- und Chemieunterricht ausgestatteten Staatlichen Feintechnikschule nahm mit einem Schlag zu.
Was die Schülerentwicklung in den ersten Jahren beweist: die überregionalen Anmeldungen überstiegen das Angebot bei weitem. Die ersten Abiturienten 1970 kamen aus Schwenningen, Dauchingen, Villingen, Oberndorf, Meßstetten, Immendingen, Aistaig, Weigheim, Tuttlingen, Tuningen, Aulendorf, Zell/Schrozberg und Peterzell.
Heute zählt das TG 240 Schüler und ist die größte Abteilung der Staatlichen Feintechnikschule. 40 der 50 Jahre hat Annemarie Conradt-Mach miterlebt – von 1973 bis 2002 als Lehrerin und bis 2013 als Schulleiterin. Am Samstag wird die Heimathistorikerin beim Ehemaligentreffen um 14 Uhr zurückblicken und Erinnerungen wachrufen. Heute leitet Thomas Ettwein die Staatliche Feintechnikschule und Marc Fehrenbacher ist Abteilungsleiter des TGs. Mit dem Abitur am TG in der Tasche müsse man nicht zwingend einen technischen Studiengang wählen, betont Fehrenbacher, weil er weiss, dass diesbezüglich immer noch falsche Vorstellungen herrschen.
Das TG-Abitur sei dem der allgemeinbildenden Gymnasien absolut ebenbürtig. Realschüler kommen nach Klasse zehn und Gymnasiasten können in der Regel nach Klasse neun auf das TG wechseln. Hier können sie zwischen den Profilfächern "Gestaltungs- und Medientechnik", "Informationstechnik", "Mechatronik" (früher "Technik") sowie "Umwelttechnik" wählen. Letzteres führt seit einigen Jahren ein Schattendasein, weil sich nicht immer genug Schüler dafür entscheiden. "Das nächste Schuljahr wird das vorerst letzte sein, in dem wir dieses Fach anbieten", sagt Fehrenbacher. Das TG ist trotz seiner Techniklastigkeit längst auch für Mädchen interessant. Die Geschlechter teilen die Schülerschaft in ziemlich genau zwei Hälften.
Oktober 2017