Berufliche Gymnasien stellen sich im Landratsamt vor
Wie funktioniert Diskriminierung? Dieser Frage ging die Klasse 1a des Technischen Gymnasiums in Schwenningen nach. Aus diesem Grund fand am 15. Januar dank der Unterstützung der Hildegard-und-Katharina-Hermle-Stiftung unter Leitung des Unternehmens Diversity Works ein Workshop zum Thema Antidiskriminierung statt.
Zu Beginn wurden die Schüler in eine Ecke des Schulhauses gedrängt und mussten nacheinander zur „Anmeldung“. Hier wurde sehr schnell deutlich, dass nicht alle Schüler gleich behandelt werden sollten, denn sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Die Blauäugigen und Braunäugigen. Die Blauäugigen wurden so angesehen und behandelt wie Nicht-Weiße, MigrantInnen, Asylbewerber oder Andersgläubige in unserer Gesellschaft behandelt werden. Während die Braunäugigen von Trainer Jürgen Schlicher um Kooperation gebeten und auf die Blauäugigen eingeschworen wurden, warteten die nichts wissenden Blauäugigen auf ihre „Abholung“.
Schließlich wurden die beiden Gruppen zusammengeführt. Während die vorbereiteten Braunäugigen bei Getränken und Butterbrezeln um die Blauäugigen herumsaßen, wurden alle negativen Stereotype, die wir aus unserer Gesellschaft kennen auf die Gruppe der Blauäugigen angewendet. Im Ergebnis begannen sich diese unterlegen zu fühlen und bestätigten diesen Stereotyp. Für die Blauäugigen war dies eine völlig neue Situation, auf die sie nicht vorbereitet waren, genauso wenig, wie ein Kind von Asylbewerbern in einer rassistischen Gesellschaft.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen, wurde über das Erlebte geredet. Es wurde deutlich, was in unserer heutigen Gesellschaft eigentlich passiert: Schwarze und Migranten werden nicht aufgrund ihres Charakter oder ihrer Geschichte negativ behandelt, sondern auf Grund ihres Aussehens oder ihrer Herkunft. Die Teilnehmer erhielten einen Einblick in die Gefühlswelt von diskriminierten Menschen. Dem Workshop gelang es durch alle Argumentationsketten zu dringen und die nackte Realität zu zeigen: Ohne die schweigende Mehrheit kann Rassismus nicht funktionieren. Unter den Schülern herrschte eine tiefe Betroffenheit, was Diskriminierung in Menschen auslöst.
Text: Robert Kärcher/ Bilder: Samuel Kriz
Siehe auch Schwarzwälder-Bote
Das Konzept
Das Konzept wurde 1968 von der amerikanischen Grundschullehrerin Jane Elliott entwickelt.
Das Training verdeutlicht die Notwendigkeit, eine Gesellschaft aufzubauen, die sensibilisiert ist für ungerechte und unfaire Handlungen und Bedingungen und eine diskriminierungsfreie Atmosphäre schafft.
Die Philosophie
Diskriminierung und Rassismus sind erlernte Fähigkeiten. Es gibt keinen genetischen Code für Diskriminierung, Menschen werden nicht als Rassisten geboren, sie werden dazu gemacht. Und: Alles, was erlernt werden kann, kann auch verlernt werden. Der erste Schritt dahin ist Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass Rassismus in unserer Gesellschaft existiert.
Die Lehre
Diskriminierung ist ein Machtspiel, in welchem die dominante Gruppe sich auf Kosten der dominierten Gruppe bereichert und bestärkt. In der Übung können alle Charakteristika von Machtkämpfen erkannt werden, die nicht nur bei Diskriminierungen vorkommen, sondern überall. Am Arbeitsplatz, in der Politik, in Schulen, zu Hause, immer wenn und immer wo Ressourcen aufgeteilt werden. In dem Machtkampf, der Diskriminierung genannt wird, verliert schließlich jeder, auch die dominante Gruppe, weil sie so viel Zeit und Anstrengung unternehmen muss, die andere Gruppe unten zu halten, dass ihre Lebensqualität und ihre Lebensquantität sinkt.
Wenn die Machtkämpfe aufhören, können Menschen sich gegenseitig anerkennen und respektieren und miteinander so kommunizieren, dass ihr Leben und das der anderen bereichert wird. Das ist es, um was es letztendlich geht.
Quelle: http://www.diversity-works.de/workshops/blue_eyed_workshop