Titel Stanze

Erwin Teufel über den Niedergang der Uhrenindustrie und den Wandel in VS

Schulleiter Thomas Ettwein im Gespräch mit Dr. Erwin Teufel
Der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Dr. Erwin Teufel an der Feintechnikschule
Die ehemalige Schulleiterin der Feintechnikschule, Dr. Conradt-Mach, referierte ebenfalls

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

 

»Bildung als Motor des Strukturwandels«: Diesen Titel trug die Veranstaltung in der Schwenninger Feintechnikschule, die im Rahmen der Vortragsreihe »FTS-Connections« stattfand und rund 70 Besucher anzog. Bevor Erwin Teufel seine Sicht der Dinge schilderte, beleuchtete zunächst die ehemalige FTS-Schulleiterin Annemarie Conradt-Mach den Zusammenhang von wirtschaftlichem Erfolg und guter Bildungsarbeit. In einem Streifzug durch die Bildungsgeschichte der Region verwies sie darauf, dass der Niedergang der hiesigen Uhrenindustrie auch mit der vergleichsweise schlechten Bildungssituation in VS und Umgebung zu tun gehabt habe. Die Unternehmen hätten wenig effizient gearbeitet und nichts Neues mehr entwickelt. Diesen Mangel an Innovation führte sie auch auf Bildungsdefizite zurück. »Es ist eben nicht egal, wie ich die Jugend ausbilde«, sagte sie.


Erwin Teufel, von 1991 bis 2005 Ministerpräsident in Baden-Württemberg und viele Jahre Abgeordneter des Wahlkreises VS, knüpfte an diese Ausführungen an und erinnerte sich, wie er den industriellen Niedergang erlebte. »Es war eine reine Tristesse in dieser Stadt«, sagte er. »Die Zukunftshoffnung war zerstört.«


Nun hatte Teufel aber nicht nur traurige Erzählungen im Gepäck. Er verwies vielmehr darauf, wie er sich als Politiker im Zuge des erforderlichen Strukturwandels für die Region einsetzte und welche Erfolge er dabei erzielen konnte. So habe er sich als Staatssekretär im Innenministerium dafür stark gemacht, dass eine geplante Polizei-Hochschule hier gebaut werde. Bekanntlich mit Erfolg: Unter 14 Bewerberstädten konnte sich VS durchsetzen. Für die Stadt, so Teufel, sei dies »psychologisch von entscheidender Bedeutung gewesen«.

»Nichts ist auf Dauer gesichert«


Neben der Ansiedlung einer Außenstelle der Fachhochschule Furtwangen war auch die Gründung der Berufsakademie, der heutigen Dualen Hochschule, ein Meilenstein. »Das war der eigentliche Durchbruch«, sagte Teufel, der die Bedeutung von Forschung und Innovation für die mittelständische Wirtschaft unterstrich und sich insgesamt zufrieden zeigte mit der Entwicklung in VS. Wo früher eine sterbende Innenstadt war, herrsche heute auch durch die Studenten viel Betrieb. Die Stimmung in der Stadt habe sich »restlos zum Positiven gewendet«.


Teufel allerdings wollte es nicht bei diesen positiven Worten belassen. Er betonte, dass Politik keine Wunder bewirken könne und Strukturwandel in erster Linie von der Wirtschaft selbst bewerkstelligt werden müssten. Und dann schloss er mit einer Art Mahnung: Auch heute könne es zu tiefgreifenden Veränderungen kommen, insbesondere die Autoindustrie stehe vor großen Herausforderungen. Sie müsse das Auto praktisch neu erfinden. Man müsse sich vorstellen, in was für eine Strukturkrise Baden-Württemberg geraten würde, sollte die Auto-Industrie ins Schleudern kommen. »Nichts ist auf Dauer gesichert, was nicht jede Generation neu erarbeitet«, so Erwin Teufel.

Der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel erinnerte sich in der Feintechnikschule an die Krise der Uhrenindustrie in VS und seine politischen Erfolge in der Bildungspolitik.

 

Text: Fabian Wagener, Schwarzwälder Bote

Fotos: Feintechnikschule

10.03.2016