Titel Roboter

ISO – Zertifizierung an der Staatlichen Feintechnikschule mit Technischem Gymnasium

Schulleiter Thomas Ettwein, Fachabteilungsleiter Udo Held und Fachberater und Qualitätsbeauftragter Karl-Heinz Suske.

Frage: 2010 wurde die Feintechnikschule erstmals ISO-zertifiziert. Im Sommer 2016 wurden sie als eine der ersten Organisationen im Land nach der neuen ISO 9001-2015 rezertifiziert. Diese Zertifizierung haben sie aktuell für weitere drei Jahre erneuert. Sie sind nun seit vielen Jahren ISO-zertifiziert. Welchen Nutzen sehen Sie darin?

 

Ettwein: Wir haben gute Erfahrungen mit der ISO-Zertifizierung gemacht. Es war und ist ein lohnender Aufwand. Sie hat zu einer stetigen und nachhaltigen Auseinandersetzung mit der Qualitätsentwicklung an unserer Schule geführt und diese auch kontinuierlich verbessert. Wir haben über die Jahre durch die internen Audits und den kontinuierlichen Verbesserungsprozess gute Optimierungsvorschläge erhalten. So ist z.B. eine Errungenschaft, dass regelmäßig alle am Schulleben beteiligten Personen (Schüler/Schülerinnen, Verwaltung und Lehrer/Lehrerinnen) befragt werden. So gab es zum Beispiel den Schülervorschlag, auf den Mitarbeiterplakaten die Ersthelfer zu kennzeichnen und diese im Stundenplanprogramm für alle ersichtlich einzutragen. Mir war es wichtig, ein Qualitätsmanagementsystem an der Schule zu haben, das in der Industrie, mit der wir zusammenarbeiten, bekannt und etabliert ist.

 

Frage:  Lohnt sich die viele Arbeit – wie motiviert man die Menschen?

 

Grießhaber: Der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall. Da dies einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess darstellt, haben wir über die Jahre eine Struktur entwickelt, die in den Arbeitsalltag fest integriert ist. Wir haben z.B. eine Feedbackkultur wie Schüler-Lehrer – Feedback und Lehrer-Lehrer- Feedback eingeführt. Wir stellen unsere Prozesse ständig auf den Prüfstand, leiten dementsprechend alle zur Verbesserung dienlichen Maßnahmen ab und setzten diese zeitnah um. Wir haben mit Werkzeugen des Qualitätsmanagements einen neuen Blick von außen auf die Schule gewonnen und können anhand dieser Informationen unsere Prozesse weiter verbessern. Wir agieren sehr flexibel, können Strukturen zeitnah verändern und setzten uns immer wieder neue Ziele zur kontinuierlichen Verbesserung.

Die nachhaltige Motivation der Mitarbeiter, des Kollegiums und der Schülerschaft ist hierbei natürlich ein wichtiger Prozess. An Verbesserungen gewöhnt man sich schnell, sie werden auf Dauer nicht als Ergebnis der kontinuierlichen Qualitätsentwicklung wahrgenommen. Deshalb publizieren wir zum Beispiel jährlich eine Übersicht „Qualität leben“, in der die wesentlichen Qualitätsverbesserungen des letzten Jahres aufgeführt werden. So ist auch für das Kollegium und die Schülerschaft ersichtlich, wieviel Potential ein gelebtes Qualitätsmanagement hier bietet. 

 

Frage:  Welche Qualitätsziele verfolgen Sie zurzeit? 

 

Held: Schülergenerationen ändern sich, die Schüler verändern ihr Lernverhalten. Deshalb versuchen wir an diesem Punkt unser Lehrverhalten anzupassen. Individuelle Förderung ist uns deshalb wichtig. Lernen unsere Schüler überhaupt richtig? Wie können wir auf das Lernverhalten Einfluss nehmen? Wie können wir die Schüler motivieren? Wir führen regelmäßig Fortbildungen und entsprechenden Förderunterricht zu diesem Thema durch. Weiter läuft aktuell die vermehrte Einbindung von digitalen Medien, unserer I4.0 Lernfabrik und Tablets im Unterricht. Zum Beispiel kommt im Bereich 3D - Konstruktion immer die aktuellste Software zum Einsatz. Dadurch sind wir mit der Industrie auf Augenhöhe, ja meist sogar etwas voraus.

 

Ettwein: Ein weiteres Thema ist bei uns „die Sicherheit“. ISO überprüft unter anderem auch den Sicherheitszustand unserer Werkstätten. In diesem Bereich sind wir in den letzten Jahren sehr gut vorangekommen, auch wegen unserem außerordentlich engagierten Sicherheitsbeauftragten. Wir haben aktuell den größten Teil unseres Maschinenparks natürlich mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg und der Schulbehörden verbessert bzw. erneuert. Das ist für uns ein großer Erfolg, nach jahrelanger Anstrengung. Auch die räumliche Unterbringung wurde durch Sanierungen und den Neubau der Maschinenhalle deutlich verbessert. Dies ermöglichte uns auch die Einrichtung der I4.0 Lernfabrik und die Unterbringung eines 5-Achs-Hermle Bearbeitungszentrum der neuesten Generation.

Die Anforderungen der ISO 9001 hat uns die Möglichkeit gegeben, dass wir unsere Probleme anhand von Zahlen und Fakten mit messbaren Größen, den Behörden vorlegen konnten.

 

Frage: Welche konkreten Impulse für die Qualitätsentwicklung konnten sie aus dem neuen ISO-Verfahren im vergangenen Zeitraum ableiten?

 

Ettwein: Vor allem die Weiterentwicklung auf dem Gebiet Arbeits- und Gesundheitsschutz. Wir haben Gefährdungsbeurteilungen, Betriebsanweisungen und Sicherheitsunterweisungen für die Schülerinnen und Schüler erstellt und die dauerhafte Einbindung dieser Prozesse in die Schulorganisation umgesetzt. Wir sind deutlich einen Schritt weitergekommen. Außerdem haben wir unser Fortbildungskonzept weiterentwickelt. Dazu haben wir einen Fortbildungsbeauftragten benannt. Das Fortbildungsangebot des Landes wird von unseren Lehrerinnen und Lehrern gut angenommen. Auch diese Fortbildungstage sind als Kennzahl hinterlegt und unterliegen einer ständigen Überprüfung. 

 

Frage: Die Qualitätsentwicklung an Schulen wird teilweise sehr kritisch gesehen, weil sie angeblich nichts mit Pädagogik bzw. Unterricht zu tun habe. 

 

Grießhaber: Diese Sicht ist völlig falsch. Die ISO ist mit deutlichem Augenmerk auf die Kernprozesse angelegt. In einer Schule ist der Kernprozess Unterricht. So wird sich auch der Hauptteil des internen Audits und der externen Überprüfung im schulischen Bereich mit Pädagogik und Unterricht befassen. Vermutlich wird das kritisch gesehen, weil dafür Lehrerzeit zur Verfügung gestellt werden muss, das kostet Geld. Das ist anfänglich bei kurzfristiger Betrachtung sicherlich auch nicht völlig von der Hand zu weisen. Langfristig allerdings ist der Nutzen um ein vielfaches höher. Es ist wichtig, dass man den Beteiligten immer wieder aufzeigt, was in den letzten Jahren, gerade durch die Qualitätsentwicklung, erreicht wurde.

 

Held: An Schulen geht es grundsätzlich um Unterricht. Der Lehrer hat das Ziel, dass die Schüler den Unterricht verstehen und das Gelernte anschließend auch anwenden können. Und darum geht es bei Qualitätsentwicklung des Unterrichts.

 

Frage: Worin liegt für Sie die größte Bedeutung der kontinuierlichen ISO-Zertifizierung?

 

Ettwein: Die ISO-Zertifizierung ist ein Alleinstellungsmerkmal der Staatlichen Feintechnikschule. Sie bedeutet, dass jedes Jahr fremde Evaluatoren, die täglich in fremden Organisationen tätig sind, an unsere Schule kommen, um uns zu überprüfen. Auch die hieraus entstehenden Impulse und Maßnahmen sind für uns sehr gewinnbringend. Der Schlüssel ist hierbei, kontinuierlich am Ball zu bleiben. Zudem baut die ISO-Zertifizierung den guten Ruf, den die FTS in der Region hat, noch weiter aus. 

 

 

Die Fragen des Interviews stellte Annemarie Conradt-Mach. Es antworteten Schulleiter Thomas Ettwein, Fachabteilungsleiter Udo Held und Fachberater und Qualitätsbeauftragter Bernd Grießhaber.